Ein Rapper mit Herz. J.Cole im orangefarbigen Anzug.

Konzertkritik: J. Cole in der Samsung Hall
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Pressebild / Sony Music

Die Menge tobt, schreit, springt und ruft seinen Namen: J.Cole. Mit dem Song «Power Trip» verlässt er die Bühne. Das Publikum will mehr.Nach knappen zwei Stunden Performance hat das Publikum noch nicht genug.

 

Dreamville-Acts überraschen die Fans

 

Etwa dreieinhalb Stunden vorher: J. Cole lässt auf sich warten. Die erste, die die Bühne der Samsung Hall betritt, ist Ari Lennox. Mit ihrer souligen Stimme und der mitreissenden Bühnenpräsenz lässt sie das Publikum kurz vergessen, dass sie eigentlich auf J.Cole warten.Besonders beim Song «Night Drive» reisst sie das Publikum in ihren Bann. «Ich kenne sie nicht, aber sobald ich zu Hause bin werde ich diesen Song downloaden.» Eine junge Frau, die in Begleitung ihres Freundes das Konzert besucht, ist von Ari Lennox begeistert.

 


Wie die 26-jährige Amerikanerin, sind auch die beiden weiteren Acts, J.I.D und EarthGang, bei J.Coles Plattenlabel «Dreamville Records» unter Vertrag. Die beiden Rapper von EarthGang präsentieren sich mit einer roten Skibrille und Skihosen. J.I.D. betritt die Bühne mit einer Lederjacke, schwarzen Hosen und einem roten Tuch über seinen Hinterkopf. Ihr eigenartiger Style und der coole Sound bringt die Menge zum bouncen.

 

Gross, raue Stimme und das Herz am rechten Fleck: Auf der Bühne

 

«Immortal». Zu diesem Song betritt J.Cole die Bühne, 90 Minuten nach Konzertbeginn. Diese Verspätung nimmt ihm keiner übel. Er widmet sich voll und ganz seinem Publikum, alles andere ist in dem Moment nicht wichtig. So scheint es wenigstens. Wenn man J.Cole beim Perfomen zu sieht, hat man das Gefühl, er lebt genau für diesen Moment, auf genau dieser Bühne.

 


Auf den ausverkauften Stehplätzen wird gebounced und gesungen. Der 1.91 Meter grosse Amerikaner trägt einen orangefarbigen Sträflingsanzug und wie meistens eine Dreadlock-Frisur Das Bühnenbild stellt einen Knast dar.

 


Nach dem Song «Ville Mentality» aus dem Album «4 Your Eyez Only» spricht der 32 –Jährige eine Bitte aus: «I want you to enjoy this moment, don’t thinkt about tomorrow, or after. Just appreciate this fucking moment.» Ganz persönlich wird J.Cole beim Song «Neighbors». Er erzählt von seiner Rückkehr nach North Carolina, nach seinem Erfolg. «Before I moved to New York, for studying, I used to live in Fayetville, North Carolina, in modest conditions.» Vor zwei Jahren ist er wieder nach Fayetville gezogen. Dort habe er ein schönes Haus gekauft und ein Studio eingebaut, um seine Songs aufzunehmen. «I moved to a nice neighbourhood, where black people are not well seen.» Einige Tage später habe die Polizei, schwer bewaffnet seine Haustür aufgebrochen und nach Drogen gesucht. Gefunden haben sie keine. Dies zeigt J.Cole seinem Publikum auf einem Video, welches mit den Überwachungskameras vor seinem Haus aufgenommen wurde «You know who called the police?… the fucking neighbors.» In einem früheren Interview erzählt J.Cole über die Diskrimierung gegenüber Schwarzen in Fayetville. «My mother is german, so she’s white but at the end of the day i’ve never felt white , I identify more with what I look like, because that’s how I got treated.»

 


Seine raue Stimme und sein leidenschaftlicher Auftritt geben den Fans Lust auf mehr. Das Toben, Schreien und Springen zahlt sich aus. J.Cole. performt einen letzten Song. «No Role Modelz». «One time for my L.A. sisters, one time for my L.A. hoes.» Alle kennen den Text. «Get some fucking noise for yourself please. Love you zurich.» Mit diesen Worten verabschiedet sich der Mann im orangenen Sträflingsanzug.

 

Die Stimmung in der Samsung Hall war grossartig, sei es auf den Stehplätzen wie auch auf den Sitzplätzen. J. Cole hat ein super Konzert gegeben. Ein sehr sympathischer Rapper, der seinen Job mit Leidenschaft und grosser Motivation vollbringt.

 

 

Valeria Piediscalzi / Di, 10. Okt 2017